Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Martin Arz hat sich einfach hingesetzt und losgeschrieben. Und siehe da: Es wurde Buch.
Lieber Martin, berichte uns: Was war der Anlass für dein erstes Buch?
Ich habe früher nie belletristisch geschrieben. Immer nur journalistisch, Sachtexte. Aber ich hatte immer die Idee für einen kleinen, schmutzigen Krimi im Kopf. Noch keine ausgereifte Idee. Nur, dass mein Hauptprotagonist eine (gammelnde) Leiche in seinem Kofferraum finden würde. Das wars. Und, dass ich gerne einen Krimi mit einem schwulen Helden schreiben wollte, denn das gab es damals im deutschsprachigen Raum meines Wissens nach nicht. Es hat ewig gedauert, bis ich mich dann mal hingesetzt habe und „Es ist hingerichtet!“, meinen ersten Krimi, meinen ersten Roman überhaupt, geschrieben habe. Es flutschte plötzlich. Eine Szene kam zur anderen, die Figuren entwickelten ein Eigenleben. Ich hatte mir zwar vorher eine Art Treatment gemacht, doch das hatte ich dann völlig vergessen. Es fiel mir Jahre später zufällig wieder in die Hände und ich habe festgestellt, dass ich mich kaum daran gehalten habe, weil die Geschichte sich in meinem Kopf anders weiter entwickelt hat. Ich mache mir auch noch heute bei Krimis keine Exposes o. Ä., an denen ich mich dann entlangschreibe. Ich hab alles im Kopf. Das machen viele anders, ich weiß, aber bei mir ist das so.
Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch, sprich die Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Die Grundidee gärte jahrelang. Das Schreiben ging dann recht fix, mit allem drum und dran so ungefähr drei, vier Monate. Einen Verlag habe ich dann ungefähr ein Jahr später gefunden.
Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Besonders schwierig fand ich eigentlich nichts. Ich habe wie ein wilder in die Tastatur meines Computers gehackt, bis ich fertig zu sein glaubte. Wenn man gerne und vor allem auch aufmerksam liest bzw. viel ins Kino geht, dann bekommt man mit, wie Spannungsbögen aufgebaut und Charaktere gezeichnet werden können. Damit ich keine inhaltlichen und Logik-Fehler mache, gebe ich meine Manuskripte immer mehreren Freunden zu lesen. Das mache ich bis heute so. Mittlerweile habe ich ja einen eigenen Verlag, den Hirschkäfer Verlag, und auch hier bespreche ich Ideen oder Manuskripte mit Menschen, denen ich vertrauen kann. Das betrifft meine Sachbücher, meine Krimis, aber auch Manuskripte, die mir angeboten werden. Inzwischen habe ich zehn Krimis geschrieben, da stellt sich natürlich Routine ein und wirkliche Schnitzer in Sachen Logik oder Nachvollziehbarkeit unterlaufen mir zum Glück nicht mehr. Mein jüngster Krimi ist „Geldsack“, da haben die Probeleser außer einigen Tippfehlern keinerlei Kritikpunkte gehabt.
Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Lesen. Lesen. Lesen. Und viele (gut gemachte) Filme anschauen. Im Kino kann man viel lernen. Das hilft immer. Über den Erfolg von Schreibakademien o. Ä. kann ich nichts sagen, da ich davon keine Ahnung habe. Aber ein gewisses Handwerk gehört dazu und das kann man lernen. Aber das wichtigste ist, dass man (sachliche und begründete) Kritik annimmt! Zumindest sollte man über Kritikpunkte immer nachdenken, auch wenn man dann dem Kritiker nicht recht gibt und bei seinem Text bleibt. Dann: Immer wieder selbst das Geschriebene lesen und bessere Formulierungen überlegen.
Last but not least braucht man in der Regel jede Menge Geduld, vor allem, wenn es um Verlagssuche geht. Gesundes Selbstbewusstsein hilft. Aber nie glauben, dass die Welt auf genau dieses Buch gewartet hat! Und das auch nie so an einen Verlag schreiben. Hier dann bitte beachten, dass auch Form und Inhalt der Bewerbung wichtig sind. Ein flappsig hingerotzter Brief mit einem dürftigen Exposé und fünf Beispielseiten werden es nicht mal vom Sekretariat zum Lektorat schaffen. Da ich in meinem Verlag keine Sekretärin habe, landen solche Sachen direkt bei mir und ich kann oft nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen … Und bitte vorher über das Verlagsprogramm informieren, damit spart man sich viel Frust und Porto.
Wie Martin schon berichtet hat – sein aktueller Krimi „Geldsack“ ist mittlerweile sein zehnter Roman. Und darum geht’s:
Der Erbe einer Wirtedynastie liegt mit eingeschlagenem Schädel im Gebüsch. Von dem Sack voller Geld, den er mit sich führte, fehlt jede Spur. Der Vater des Opfers, der schwerreiche Familienpatriarch, scheint kaum um seinen Sohn zu trauern, obwohl gerade das Oktoberfest bevorsteht und der Filius für die familieneigene Gelddruckmaschine, sprich das Bierzelt, zuständig war. Überhaupt reagieren von der (Noch-)Gattin bis zu den Nachbarn alle eher gleichgültig auf die brutale Tat direkt vor ihrer Haustür. Ihre Sorgen drehen sich viel mehr um den Termin für die nächste Botoxparty oder die Preise für Rennboliden. Denn Ort des Verbrechens ist die exklusivste Luxuswohnanlage Deutschlands, deren wenige Bewohner offenbar in einer Parallelwelt leben und scheinbar jeden Kontakt zur Normalität verloren haben. Der Ermittler Max Pfeffer stößt auf jede Menge Motive und dürftige Alibis. Stück für Stück wühlt er sich tiefer in die Welt der Operierten und Neureichen und entlarvt am Ende dabei nicht nur einen Mörder. »Geldsack« ist der 6. Fall des schwulen Münchner Kriminalrats Max Pfeffer.
Foto des Autors: Hirschkäfer Verlag