Mein erstes Buch: Martin Krist

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Martin Krist beweist, dass man es mit Ausdauer, guter Recherche und detailliertem Plotten schafft.

Lieber Martin, verrate uns: Wie kam’s zum ersten Buch?
MartinKristSeit ich Lesen und Schreiben kann, wollte ich Schriftsteller werden. Insofern war klar, dass ich irgendwann ein Buch veröffentlichen werde. Die Frage war eigentlich nur: wann? Mein erstes Buch war ein Sachbuch, Anfang 1999. Zu jener Zeit arbeitete ich noch als Journalist, schrieb unter anderem auch Rezensionen für Wochen- und Stadtmagazine. Regelmäßig studierte ich die neuen Verlagsvorschauen; in der Vorschau eines jungen Sachbuchverlags entdeckte ich viele Sachbücher, die meinen eigenen Interessen entsprachen: Film, Musik, Szene, Subkulturen. Ich bot dem Verlag eine Buchidee an – sie wurde angenommen. Daraus folgten eine Vielzahl weiterer Sachbücher und Biografien unter anderem über Tattoo-Theo, Nina Hagen, Sido, Kurt Cobain und aktuell Mahatma Gandhi.
Im Hinterkopf behielt ich, während ich jahrelang als Sachbuchautor arbeitete, meinen Wunsch, Romane zu schreiben, insbesondere Krimis und Thriller. 2005 war es dann soweit: Meine Agentin vermittelte meinen erster Thriller »Wut« an einen Verlag. 2007 erschien er, damals noch unter meinem richtigen Namen Marcel Feige.
Heute schreibe ich unter diesem Namen nur noch Sachbücher und Biografien, als Martin Krist Krimis und Thriller.

Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch gedauert? 
Das erste Sachbuch kam sehr schnell zustande. Eine spontane Idee nach Sichtung der Verlagsvorschau, ein Kurzkonzept per Post an den Verlag, eine Woche später kam die Antwort, der Vertrag, ich begann zu schreiben. Ein Dreivierteljahr später war das Buch auf dem Markt. Was sicherlich daran lag, dass ich a) als Journalist im Thema drin steckte und b) der Verlag klein war und sehr schnell reagieren konnte.
ErstesBuch_WutMein erster Thriller hat etwas länger gedauert, viele Ideen und Konzepte wurden geschrieben, verworfen, angeboten, abgelehnt. Heute würde ich behaupten: Es war ein notwendiger, jahrelanger Reifeprozess. Auch die Idee zu meinem ersten Thriller »Wut« hat einige Monate in Anspruch genommen. Zumal ich, schon damals, meine Exposés, den Plot, die Figuren immer sehr detailliert ausarbeite. Sowas dauert und ist als fertiges Konzept sehr umfangreich. Trotzdem wurde die erste Fassung von »Wut« vom Verlag abgelehnt, allerdings mit der Bitte, doch einige Änderungen vorzunehmen. Also überarbeitete ich das Exposé – welches dann 2005 endlich angenommen wurde. Danach dauerte es noch einmal ein halbes Jahr, in dem ich den Roman schrieb, und ein weiteres Jahr, bis er nach Lektorat, Layout, Druck und Vertrieb in den Buchhandlungen landete. Aber das ist heutzutage ja normal.

Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Ich könnte jetzt behaupten: Die Verlagssuche war schwer. Aber das war sie nicht, zumindest nicht für mich. Mein erstes Sachbuch hat ja sehr schnell einen Verlag gefunden, und daraus ergaben sich wie von selbst eine Vielzahl neuer Bücher. Klar, es hat lange gedauert, bis ich auch für meine Thriller einen Verlag fand, aber rückblickend bin ich – wie gesagt – der Auffassung, dass es ein notwendiger Prozess war. Ich habe an mir, meiner Schreibe, meiner Sprache, meinen Geschichten gearbeitet, bis sie »reif« waren für einen Verlag. Die Vermittlung hat schließlich meine Agentin übernommen, das war sicherlich von Vorteil und hat mir schneller die Tür geöffnet.
Der Schreibprozess war nicht schwierig, und ist es noch heute nicht. Zu jedem guten Buch – egal ob Sachbuch, Biografie oder Roman – gehört eine anständige Recherche. Außerdem arbeite ich meine Buchideen im Vorfeld detailliert aus, meist über zwei, drei Monate hinweg, sodass ich danach nur noch schreiben muss. Das ist reines Handwerk.

Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Lesen. Lesen. Dabei lernen, wie etablierte Autoren ihren Plot entwerfen. Wie sie Charaktere entwickeln. Wie sie Spannung erzeugen. Dann selber schreiben. Und noch mehr lesen und schreiben. Immer und immer wieder.

GandhiNach über 30 Sachbüchern unter seinem „echten“ Namen Marcel Feige und 8 Thrillern erscheint im März ein neues Sachbuch für Jugendlich über Mahatma Gandhi bei Beltz&Gelberg:
Ohne ihn zu idealisieren, erzählt diese Biografie von einem außergewöhnlichen Leben: Von dem jungen Rechtsanwalt, der zu schüchtern war, um vor Publikum zu sprechen; der im Südafrika der Buren sein Glaubens-Prinzip entwickelte und, zurück in Indien, zu dem charismatischen Politiker wurde, der Hunderttausende dazu brachte, sich dem berühmten »Salzmarsch“ anzuschließen. Eine faszinierende Lebensgeschichte, mit kritischem Blick erzählt.

Sein aktueller Thriller ist „Engelsgleich“. Darum geht’s:
Aktuell_Engelsgleich_In Berlin wird Hauptkommissar Paul Kalkbrenner zu einem Tatort gerufen. Auf einem Fabrikgelände wurde der verstümmelte Leichnam einer jungen Frau entdeckt. Unweit davon befinden sich stinkende Kloakebecken. Fassungslos müssen Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth zusehen, wie eine Leiche nach der anderen aus den Gruben geholt wird. Ist unter ihnen auch die verschwundene Merle, die von ihrer Pflegemutter Juliane Kluge verzweifelt gesucht wird?

 

Foto des Autors: Bianca Krause