Spannung im Liebesroman? Warum das denn?

Eva H. aus Augsburg schreibt uns:
Liebe Münchner Schreibakademie, ständig sagt meine Schreibgruppe, dass der Liebesroman, an dem ich arbeite, irgendwie langweilig ist. Sie finden, es fehlt an Spannung, aber ich schreibe doch keinen Actionthriller!! Was kann ich da tun?

Vielen Dank für Ihre Frage. Ohne Ihren Roman zu kennen, ist es natürlich schwierig, etwas Konkretes dazu zu sagen. Vielleicht liegt hier aber auch nur ein Missverständnis vor. Spannung bedeutet nicht, dass sich die Heldin wie Tarzan von Ast zu Ast schwingt und bösartige Gangster mit Maschinengewehren jagt. Spannung sorgt dafür, dass die Leserin das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann – egal in welchem Genre. Daher sollte Spannung in jeder Szene enthalten sein. Auch in vermeintlich „harmlosen“ Flirt oder Kussszenen.
Vereinfacht gesagt, entsteht Spannung dadurch, dass Figur A das Gegenteil oder etwas anderes will als Figur B. Es muss also ein Konflikt vorkommen, nein das ist missverständlich, der gesamte Roman lebt von Konflikten. Das bedeutet nicht, dass alle Figuren in ständigem Kampf miteinander liegen. Konflikte können auch ganz zart unter der Oberfläche brodeln. Ihre Heldin geht z.B. mit dem Helden essen, er träumt von weißen Tischdecken und Haute Cuisine, sie von einer Bratwurstsemmel. Da keiner offen darüber redet, wird der Abend für mindestens einen nicht so, wie er oder sie es sich gewünscht hat. Man kann auch sagen, für einen der beiden geht gerade etwas schief. Und genau so entsteht Spannung. Denn wir fragen uns: Wie gehen die beiden damit um? Und weil wir das wissen wollen, lesen wir weiter. Voilà – es ist spannend!

Natürlich ist das alles noch ein wenig verzwickter, denn zur Erzeugung von Spannung ist es auch wichtig, die Handlung mit den Emotionen der Figuren zu koppeln. Wie man so etwas macht, erklären wir ausführlich in unseren Seminaren. Vielleicht möchten Sie hier aber schon einmal in diesem Klassiker nachlesen: The fire in Fiction von Donald Mass, 2009

Wer beim Planen oder Schreiben nicht weiterkommt, darf uns gerne kontaktieren – wir werden Ihre Probleme stellvertretend vorstellen und knackige Sofort-Hilfe-Tipps geben (wenn möglich mit Buchempfehlungen zum Vertiefen des Themas). Fragen bitte schicken an: schreib@münchner-schreibakademie.de

 

Wer braucht schon meine Geschichte?

Klaus M. aus Freiburg schreibt uns:
Liebe Münchner Schreibakademie, so gern ich auch schreiben würde, macht das denn überhaupt Sinn? Es gibt doch schon soooo viele und auch so gute Geschichten, wer braucht denn da noch eine von mir?

Vielen Dank für Ihre Frage, die wir uns auch selbst immer wieder stellen. Denn natürlich könnte man sagen, alle interessanten Geschichten haben Sophokles, Swift und Shakespeare schon längst erzählt, lassen Sie es gut sein.
Aber das wäre so, als dürfte man keine neuen Pizzarezepte erfinden, weil es schon alles gibt, inklusive Pestopommespizza, die ja nun wirklich etwas fragwürdig ist. Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, das Romanpendant zu einer solchen Pizza zu schreiben – das könnte der Renner werden! Genau wie eine Pizza aus den immer gleichen Grundzutaten besteht, macht der Mix doch den Unterschied – und so ist es bei Geschichten auch.
Auch wenn das gerade ganz schön flapsig geklungen hat, meinen wir das durchaus ernst. Meist verbergen sich hinter einer solchen Frage Ängste, die einen daran hindern, kreativ zu werden. Man fürchtet, man wäre nicht gut, klug oder begabt genug. Fragen Sie nicht, ob die Welt Ihre Geschichte braucht, sondern ob Sie der Welt eine Geschichte erzählen wollen!
Manche Erzähltheoretiker gehen davon aus,  dass es – wenn man es ein wenig überspitzt formuliert – sowieso nur zwei Grundgeschichten gibt: „Ein Fremder kommt in die Stadt“ und „Jemand begibt sich auf eine Reise“ – und wenn man das weiterdenkt, ist der Reisende auch irgendwann der ankommende Fremde … in diesem Sinne: Was ist Ihre Variante der Geschichte? Wir sind gespannt darauf!

Falls Sie mehr darüber erfahren möchten, warum man sich gerne selbst ausbremst und wie man das verhindern kann, hier ein Buchtipp für Sie: Mastering Creative Anxiety von Eric Maisel, 2011

Wer beim Planen oder Schreiben nicht weiterkommt, darf uns gerne kontaktieren – wir werden Ihre Probleme stellvertretend vorstellen und knackige Sofort-Hilfe-Tipps geben (wenn möglich mit Buchempfehlungen zum Vertiefen des Themas). Fragen bitte schicken an: schreib@münchner-schreibakademie.de

Show? Tell? Ich kapiere es nicht!

Miriam L. aus Hannover schreibt uns:
Liebe Münchner Schreibakademie, immer wieder lese ich  „show, don’t tell“, was mich ein wenig nervt, denn ich schreibe schließlich einen Roman und kein Drehbuch, also kann mir mal jemand erklären, was damit gemeint ist?

Vielen Dank für Ihre Frage, die wir auch in unseren Seminaren oft zu hören bekommen. Show, don’t tell bedeutet soviel wie etwas zeigen, also in Handlung umsetzen, anstatt nur zu behaupten oder zu erklären. Mit dieser Erzähltechnik gibt man dem Leser die Möglichkeit mitzuerleben, quasi live dabei zu sein. Und das wirkt wahrhaftiger auf den Leser als wenn man nur etwas behauptet. Ihr Ziel als Autorin muss es sein, Emotionen zu wecken, seien es Neugier, Faszination, Angst oder Mitgefühl und das funktioniert durch „show“ meist besser. Verdeutlichen wir das mal an einem Beispiel:

Tell:
Lisa schloss sich im Badzimmer ein, weil sie wütend auf ihre Mutter war, die sie wie immer kein bisschen verstanden hatte. Dort ritzte sie sich den Arm.

Show:
Lisa warf schwer atmend die Badzimmertür ins Schloss und verriegelte sie. Nein, nein, nein! Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie würde das nicht tun. Auf gar keinen Fall! Aber noch während sie den Kopf schüttelte, öffnete sie schon die böse Schublade, griff nach dem Nageletui, packte die goldene Schere, zog sich den Ärmel ihres Sweatshirts hoch und drückte die kalte Spitze der Schere in die Haut ihres Unterarms, drückte fester, noch fester und erst, als der erste Tropfen Blut hervorquoll, fing sie an, ruhiger zu atmen.

Sie sehen, oft führt das Zeigen auch dazu, dass der Text etwas anschwillt. Deshalb ist es gut, wenn man sich vorher überlegt, wie wichtig die Szene innerhalb des Romans ist. Denn show, don’t tell gilt nicht für alles und jeden. Wenn Sie beispielsweise eine solche Ritzszene schon einmal beschrieben hätten oder Lisa eine unwichtige Nebenfigur wäre, dann würde man an dieser Stelle durchaus den „tell-modus“ wählen, um zu der nächsten wichtigen Szene zu gelangen.

Einen kleinen Ratgeber nur zu diesem Thema gibt es hier: Showing and Telling von Marcy Kennedy, Ontario, 2013

Wer beim Planen oder Schreiben nicht weiterkommt, darf uns gerne kontaktieren – wir werden Ihre Probleme stellvertretend vorstellen und knackige Sofort-Hilfe-Tipps geben (wenn möglich mit Buchempfehlungen zum Vertiefen des Themas). Fragen bitte schicken an: schreib@münchner-schreibakademie.de

Figuren wie tiefgefrorener Kabeljau

Stefan G. aus Bad Tölz schreibt uns:
Liebe Münchner Schreibakademie, ich habe für all meine Figuren diese Figurensteckbriefe, die es im Internet gibt, ausgefüllt – also über fünfzig Fragen zur Augenfarbe, der Ausbildung, dem Hintergrund der Familie etc. Aber trotzdem habe ich das Gefühl meine Figuren sind so lebendig wie tiefgefrorener Kabeljau. Was kann ich noch tun?

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Wenn ich doch nur eine Idee hätte!

Anna P. aus Ingolstadt schreibt uns:
Liebe Münchner Schreibakademie, schon seit ich ein Teenager war, träume ich davon, einen Roman zu schreiben. Ich habe Creative Writing Bücher gelesen und Schreibkurse besucht, schreibe auch immer wieder kleinere Szenen, aber mir fehlen die Ideen für einen Roman. Sollte ich es dann besser gleich lassen? Wacht man als echter Schriftsteller morgens auf und hat „die Idee“?

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