Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend, aber eines ist klar: Ohne Durchhaltevermögen hätte es niemand geschafft. Zum Auftakt hat uns Heidi Rehn von ihrem ersten Buch erzählt. Viel Spaß!
Liebe Heidi, erzähl doch mal: Was war der Anlass, wie kam es dazu, dass du dein erstes Buch geschrieben hast?
Das ist letztlich das Resultat einer Art Wette. Damals habe ich für verschiedene Kulturzeitschriften Autorenporträts und Interviews geschrieben und eine Autorin gesprochen, die mit ihrem Debütroman gerade auf die Bestsellerliste gehüpft war. Als ich ganz beeindruckt meinte, ich würde es nie schaffen, einen Roman zu schreiben, meinte sie ganz cool: „Wetten doch?“ Ich weiß bis heute nicht, warum ich diese Wette unbedingt verlieren wollte, aber ich habe noch nie so gern verloren wie dabei. Es hat mir einfach jeden Tag mehr Spaß gemacht, diesen ersten Roman zu schreiben.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt wollte ich es mir einfach nur noch selbst beweisen, dass ich es schaffen kann. Als das Manuskript fertig war, war ich unendlich stolz auf mich und wusste sofort, dass es nicht bei diesem einen Roman bleiben würde, ganz egal, ob er gedruckt würde oder nicht. Ich hatte einfach Blut geleckt….
Wie ist das Manuskript dann zu einen Verlag gekommen?
Ich habe mir exakt 10 Versuche gegeben, sprich: 10 Kopien gemacht und an 10 Verlage geschickt, die für den Stoff in Frage kamen. Die erste Reaktion erfolgte quasi postwendend in Form eines Faxes, in dem mir ein Verlag mitteilte, sie wären sehr interessiert und würden das Manuskript prüfen. Bevor ich mit jemand anderem in Verhandlungen träte, solle ich mich unbedingt bei ihnen melden. Natürlich habe ich Luftsprünge gemacht vor Freude – und danach nie wieder von diesem Verlag (immerhin ein recht angesehenes Haus) gehört. Dafür trudelte eine Absage nach der anderen ein, bis nur noch ein Verlag übrig blieb – Rowohlt! Und ausgerechnet die sagten tatsächlich zu, den Roman zu veröffentlichen. Die zuständige Lektorin hat sich dann sogar für den recht bescheidenen Vorschuss entschuldigt, aber ich kam mir damals vor, als hätte ich gerade den Nobelpreis erhalten.
Was hat dir am meisten geholfen bzw. was waren die größten Hindernisse auf dem Weg zum fertigen Buch?
Am meisten hat mir geholfen, von meiner Familie wie von meinen Freunden von Anfang unterstützt zu werden. Sie haben an mich geglaubt und mich immer wieder ermutigt, gerade als ich nach Manuskriptende zunächst doch nicht auf Verlagssuche gehen wollte. Dank meiner freiberuflichen Tätigkeit als Journalistin und Texterin war ich außerdem gewohnt, sehr diszipliniert allein im stillen Kämmerlein zu arbeiten, sprich: wirklich jeden Tag kontinuierlich am Manuskript zu sitzen, es immer wieder zu überarbeiten und kritisch zu hinterfragen. Mein größtes Hindernis war ich deshalb eigentlich selbst, weil ich es nie gut genug fand, um es wegzuschicken. Aber da kamen dann wieder meine Familie und Freunde ins Spiel, die alles daran setzten, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Eine wunderbare Unterstützung, die ich jedem anderen von ganzem Herzen auch wünsche!
Hast du noch einen Tipp für angehende Romanautoren?
Glaube an dich und an deinen Traum – nur so kannst du ihn verwirklichen. Wenn du es wirklich willst, wird es dir auch gelingen. Gib niemals auf!
Vielen Dank, liebe Heidi! Anfang Juli erscheint Heidi Rehns mittlerweile elfter Roman, der uns in die aufregende Zeit um die 20er Jahre herum mitnimmt: „Tanz des Vergessens“
Inhalt: Frühling 1919. Die junge Lou will nach dem tragischen Tod ihres Verlobten in den Wirren der Münchner Räterepublik nur noch eines: vergessen! Um ihren Schmerz zu betäuben, stürzt sie sich in das Bohème-Leben der frühen Zwanzigerjahre. Doch wie ein schwarzer Schatten hängt die Vorstellung über ihr, allen Menschen, die ihr nahestehen, Unglück zu bringen. Als sich dieser Glaube ein weiteres Mal zu bewahrheiten scheint, bleibt ihr nur noch ein letzter Ausweg …
Foto der Autorin: © Erol Gurian