Mein erstes Buch: Alice Pantermüller

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend, aber eines ist klar: Ohne Durchhaltevermögen hätte es niemand geschafft. Auch bei Alice Pantermüller hat es ein wenig gedauert, bis der Erfolg kam.

AlicePLiebe Alice, wir sind neugierig: Was war der Anlass, wie kam es dazu, dass du dein erstes Buch geschrieben hast?
Ich habe schon als Kind „Bücher“ geschrieben, habe Schulhefte gefüllt, die ich mit Cover, Illustrationen und sogar dem Schriftzug eines bekannten Kinderbuchverlages versehen habe. Allerdings gab es anschließend eine längere Pause.
Erst mit Anfang dreißig habe ich wieder losgelegt. Ich hatte ein kleines Kind und war ziemlich angebunden. Und eine gute Freundin von mir, mit der ich während des Studiums so allerlei kreativen Unsinn ausgeheckt habe, hatte es ins Sauerland verschlagen. So entwickelten wir die Idee, gemeinsam ein Buch zu schreiben, etwas, was man auch auf die Entfernung machen konnte. Wir gingen mit viel Elan daran, hatten allerdings beide noch nicht die Möglichkeit, E-Mails zu verschicken. Daher haben wir unsere ausgedruckten Seiten damals noch auf dem Postweg versandt. Das war 1999. Irgendwann schlief die Sache dann von ihrer Seite aus ein, da sie auch beruflich ziemlich gefordert war. Ich hingegen hatte gerade meinen zweiten Sohn bekommen und war mit zwei kleinen Kindern zu Hause. Und ich brauchte geistigen Input. Oder auch Output! So habe ich die Geschichte allein zu Ende geschrieben. Ein Manuskript von etwa 600 Normseiten, eine skurrile Science-Fiction-Geschichte für Erwachsene. Okay, es wurde niemals veröffentlicht. Aber für mich ist es mein erstes Buch. Mein erstes veröffentlichtes Buch war ein kleines Sachbüchlein über die englische Sprache, aber so richtig los ging es mit „Bendix Brodersen – Angsthasen erleben keine Abenteuer“. Die Geschichte hatte ich ursprünglich nur für meine beiden Jungs geschrieben, als sie im Grundschulalter waren. Es war eine Dinosauriergeschichte und sie ist entstanden, weil ich kaum Dinogeschichten für meine beiden Jung-Paläontologen gefunden habe, es gab fast nur Sachbücher. Immer, wenn ich ein Kapitel fertig hatte, habe ich es den beiden abends am Computer vorgelesen.

BendixWie ist das Manuskript dann zu einen Verlag gekommen?
Während ich andere Kindergeschichten an Verlage geschickt habe, an Agenturen und auch mal zu Wettbewerben, träumte meine „Insel der Dinosaurier“ – so der Arbeitstitel – ein paar Jahre lang in meinem PC vor sich hin.
Dann las ich von einem Schreibwettbewerb, den der Arena-Verlag zusammen mit einer literarischen Agentur und einer Münchner Zeitung veranstaltete. Ich durchforstete meinen PC nach geeigneten Geschichten und stolperte über die Dinosaurier … las die Geschichte noch einmal durch … und fand sie richtig gut! Daher habe ich die Geschichte noch einmal überarbeitet, ein paar Ungereimtheiten geglättet und dann zum Wettbewerb geschickt. So wie ungefähr 200 andere Leute auch. Aber ich habe tatsächlich gewonnen!

Was hat dir am meisten geholfen bzw. was waren die größten Hindernisse auf dem Weg zum fertigen Buch? 
Am meisten hat mir das Gefühl geholfen, es irgendwann zu schaffen. Ohne Zeitdruck, ohne irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Ich war zu dem Zeitpunkt, als mein erstes Buch veröffentlicht wurde, in einer Schreibgruppe, ich war in einem Kinderbuch-Forum aktiv, ich hatte Vergleich und Rückmeldung und das hat mir das Gefühl gegeben: Ja, du bist gut genug. Irgendwann klappt es. Und wenn es auch noch ein paar Jahre dauert. Ich wusste, dass es normal ist, Absagen von Verlagen zu erhalten, daher konnte ich gut damit umgehen. Ich bin nicht sonderlich selbstbewusst, aber ich hatte immer die Vorstellung: Irgendwann geht es los. Mit einem richtigen Buch in einem richtigen Verlag. Mit diesem Gefühl stößt man auch kaum auf Hindernisse. Obwohl ich sowohl damals als auch heute wunderbar im Prokrastinieren bin. Es gibt ja immer soooo viele Dinge, die unbedingt zuerst erledigt werden müssen …

Hast du noch einen Tipp für angehende Romanautoren?
Wer schreiben will, muss schreiben. Und immer dabeibleiben (was nicht heißt, dass man sich nicht auch mal Pausen gönnen darf). Ich kann auch nur dazu raten, sich einer oder mehreren Schreibgruppen oder Autoren anzuschließen, um sich mit anderen auszutauschen, denn Schreiben ist eine einsame Beschäftigung und man bekommt schnell einen Tunnelblick beim Umgang mit eigenen Texten. Kritikfähigkeit, Offenheit, die Freude am Schreiben und der Glaube an sich selbst sind beste Voraussetzungen, um seinen Traum zu verwirklichen, Autor zu werden.

Ganze 24 Bücher kann man sich inzwischen von Alice Pantermüller ins Regal stellen. Dazu gehört vor allem die erfolgreiche Reihe „Mein Lotta-Leben“ – im Juni erscheint bereits Band 8 – Kein Drama ohne Lama. Darum geht’s:
LinniLottalebenLotta und die 6b fahren auf Klassenfahrt an die Ostsee. Im Landschulheim erwarten sie neben einer Herde Pferde (samt Lama) auch eine Horde Achtklässler. Um die in die Flucht zu schlagen, müssen sich die Wilden Kaninchen mit ihren schlimmsten Feinden verbünden – den Rockern und den Lämmer-Girls. Zum Glück hat Lotta ihr Anti-Berenike-Spray dabei. Und ihre Blockflöte.

Neu gibt’s jetzt auch noch „Linni von Links“:
Linni von Links will endlich berühmt werden: Seit ihre legendäre Uroma Emilie damals ein großer Star in Hollywood war, sind nämlich alle Frauen der Familie von Links berühmt geworden. Sogar Linnis kleine Schwester Frida war neulich in der Zeitung – mit Foto! Jetzt ist Linni an der Reihe: Mit ihren Gedichten wird sie die Welt erobern. Doof nur, dass außer Linni keiner ihre Gedichte gut findet. Und dann taucht auch noch eine griesgrämige alte Dame auf, die ihre Pläne durchkreuzen will. Ob Linnis Wunsch doch noch in Erfüllung geht?

 

Foto Alice Pantermüller: Thomas Friemel