Mein erstes Buch: Christian Linker

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Christian Linker hat zwar über elf Jahre gewartet, bis sein erstes Manuskript veröffentlicht wurde – aber er hat einfach nicht aufgegeben und dazwischen eben andere Dinge geschrieben.

1742_1Lieber Christian, was war der Anlass für dein erstes Buch?
Der Anlass war, dass ich Zeit hatte: gerade mit der Schule fertig und vom Zivildienst ziemlich angeödet. Der Grund: Ich wollte Schriftsteller werden. Un-be-dingt!

Wie lange hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
91Jrut6UOxLEs hat in diesem sehr speziellen Fall ziemlich genau elf Jahre und fünf Monate gedauert. Denn niemand wollte mein Buch. Zu komplex, zu politisch für einen Jugendroman befand man. (Dabei war mir nicht mal bewusst gewesen, einen Jugendroman verfasst zu haben. Doch wenn du 19 bist und deine Protagonisten sind es auch, dann scheint das so zu sein.) Ich musste erst zwei Kinderbücher veröffentlichen, den Verlag wechseln und mit meinem Debütroman für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert werden, bevor ich „Das Heldenprojekt“ noch einmal hervorholen konnte.
Natürlich musst du nach ein paar Jahren manches umschreiben. Weil dein Schreiben reifer geworden ist. Oder die Technik sich ändert: Denn dass zwischen dir und der Telefonzelle ein paar Neonazis stehen, kann 1994 problematisch sein; doch 2005 hast du ein Handy.

Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Schwierig war, an das Projekt zu glauben. Ich wusste, dass ich schreiben kann. Und dass irgendwo jemand auf genau dieses Buch wartet. Die Frage war bloß, ob sie sich jemals finden werden – dieses Buch und dieser Jemand.
Geholfen hat mir die Hoffnung, dass eine gute Geschichte, wenn sie wirklich gut ist, nicht ranzig und alt wird.

Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Schreibt die Bücher, die ihr selber gerne lesen würdet.

51mUXPAMEULMit „Dschihad calling“ ist Christian Linkers bereits neuntes Buch im Dezember erschienen. Darum geht’s:
Der 18-jährige Jakob greift ein, als ein Mädchen mit Gesichtsschleier von rechten Hooligans belästigt wird – und verliebt sich in die blauen Augen der Unbekannten. Auf einem Pressebild erkennt er sie später wieder: Samira ist Mitglied eines Salafisten-Vereins. Trotzdem versucht Jakob Kontakt aufzunehmen und gerät so an Samiras Bruder Adil, der mit den Gotteskriegern des Islamischen Staates sympathisiert. Obwohl für Jakob zunächst undenkbar, fühlt er sich doch angezogen vom Gedankengut und der Lebensgemeinschaft der Salafisten. Dagegen stoßen ihn die Kälte und Konsumorientiertheit seiner eigenen Umgebung immer mehr ab. Jakob radikalisiert sich, bricht alle alten Kontakte ab und konvertiert. Aber will er wirklich mit Adil nach Syrien ziehen?

Foto des Autors: Barbara Dünkelmann

Homepage des Autors: http://www.christianlinker.de