Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Auch wenn eine Ausbildung zur Journalistin erst mal nur als Umweg zum Schreiben erscheint – sie kann auch zum ersten Buch führen.
Liebe Micaela, verrate uns doch: Wie kam’s zu deinem ersten Buch?
Seit ich denken und vor allem schreiben kann, wollte ich Schriftstellerin werden. Meine Ausbildung zur Redakteurin war daher nur Mittel zum Zweck. Obwohl ich immer schon Romane schreiben wollte und während meiner Mutterschutzzeit auch abgeschlossene Liebesgeschichten für die YellowPress schrieb, sah ich in einem Sachbuch die größere Chance zum Einstieg. Rückblickend kann ich mir das überhaupt nicht erklären, aber ich wollte unbedingt ein erzählendes Sachbuch machen. Mein Lieblingsthema war und ist die Kunstgeschichte, deshalb sollte mein erstes Buch von Kunstfälschern handeln. Ich hatte jedoch nicht mit den Vorbehalten gerechnet, auf die ich in der Verlagswelt stieß: Als Journalistin könne ich kein derartiges Buch schreiben, dafür müsste ich Kunstgeschichte studiert haben (Unsinn! Es handelte sich ausnahmslos um reine Recherchearbeit). Ich war dann so sauer, dass ich beschloss, ein Buch zu schreiben, für dessen Thema ich sozusagen prädestiniert war – die Geschichte des deutschen Nachkriegsfilms. Mein Vater war einer der erfolgreichsten Filmkomponisten jener Zeit, ich kannte fast alle Akteure persönlich, als Zeitungsfrau arbeitete ich im Showressort. Diese Vorgaben machte es einfach, gedanklich in die der 1950er Jahre einzusteigen.
Wie lange hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Da ich ja nun irgendwie Fachfrau war, ging das relativ schnell. Von der Idee zum fertigen Buch dauerte es etwa ein knappes Jahr. Mein „Traumfabriken made in Germany“ erschien dann etwa ein Jahr später. Das sind ja eigentlich bis heute relativ normale Zeitabläufe. Richtig gedauert hat es dann allerdings, bis ich richtig im Geschäft war, also regelmäßig ein Buch nach dem anderen schrieb. Zwischen den ersten vier Büchern lagen jeweils noch enorme Abstände, einmal sogar sechs Jahre, danach ging es dann erst richtig los mit meinen Romanen.
Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Die größte Hürde war wahrscheinlich der Weg von der Idee zu einer Agentur, aber die fand ich dann durch die Vermittlung eines väterlichen Freundes und Kollegen, eines alten Journalisten, der selbst gerade ein erzählendes Sachbuch über Mode veröffentlicht hatte und bei dieser Agentur angedockt war (mein Kunstfälscher-Buch hatte ich anfangs noch alleine angeboten). Die Arbeit selbst war für mich nicht schwierig – ich wusste ja, wie man recherchiert und auch, wie man Geschichten erzählt. Letzteres habe ich irgendwie mein Leben lang geübt, ich schrieb ja schon als Teenager historische Romane. Außerdem bin ich ein Büchernarr und hatte daher eine gewisse Ahnung vom Aufbau eines Buchs.
Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Lesen, lesen, lesen. Außerdem ist meines Erachtens Kritikfähigkeit sehr wichtig. Die Tatsache, dass Mutti, die beste Freundin oder der Lover einen Text gut finden, sagt nichts über dessen Qualität aus. Das heisst, man sollte versuchen, aus der Kritik von Fachleuten zu lernen. Wenn eine Agentur oder ein Verlag das eigene Werk ablehnt, nicht sauer oder verzweifelt sein, schon gar nicht vor künstlerischem Selbstbewusstsein strotzen, sondern hinterfragen, was man falsch gemacht haben könnte. Und last but not least: Ohne Agentur geht im Verlagsgeschäft nichts voran. Selbst die erfolgreichsten Selfpublisherinnen sind bei einer Agentur untergekommen, bevor sie ihre Romane bei Publikumsverlagen unterbrachten. Die richtige AgentIn zu finden, ist allerdings nicht immer leicht. Ich bin erst in meiner vierten Agentur wirklich glücklich, aber Erfahrungen bringen einen ja auch weiter.
Gute zehn Romane später ist im letzten November ihr Buch „Sterne über der Alster“ erschienen, ein Fortsetzung von „Das Haus am Alsterufer“. Darum geht’s im Folgeband:
Inmitten der Revolution 1918 bedroht die Hamburger Reederfamilie Dornhain ein Skandal. Klara, das Hausmädchen, soll die illegitime Tochter des kürzlich verstorbenen Familienoberhaupts sein. Eine schnelle Heirat wäre die Lösung, doch Klaras Verlobter ist in der Kriegsgefangenschaft in Sibirien verschollen. Die Furcht, von der alten Patriarchin ausgerechnet zu Weihnachten vor die Tür gesetzt zu werden, ist groß. Klara hofft auf die Hilfe von Ellinor Dornhain, der ältesten Tochter. Doch die muss um das wirtschaftliche Überleben der Reederei kämpfen, deren Zukunft in den Sternen über der Alster geschrieben steht …
Foto der Autorin: Rossigraphie
Homepage der Autorin: http://www.micaelajary.de/