Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Manchmal dauert es, bis einem klar wird: Das Thema liegt viel näher als man denkt. So wie bei Oliver Pötzsch
Oliver, was war der Anlass für dein erstes Buch?
Im Grunde wollte ich schon als Kind Bücher schreiben. Als Jugendlicher und Erwachsener war ich dann lange auf der Suche nach dem einen Thema, von dem ich wusste, dass es sowohl mich, als auch die Leser fesselt. Es ist eigentlich erstaunlich, dass ich so lange brauchte, um festzustellen: Es ist meine eigene Familiengeschichte. Ich stamme aus einer Scharfrichterdynastie, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert im Pfaffenwinkel hinrichtete, folterte, aber auch heilte. Ich habe zunächst ein Radiofeature für den Bayerischen Rundfunk dazu gemacht. Spätestens bei der Recherche über meine Ahnen war klar, dass „Die Henkerstochter“ mein erstes Buch werden würde.
Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch, sprich bis zur Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Als ich wusste, was mein erstes Buch werden wollte, bin ich sehr gezielt vorgegangen. Ungefähr ein halbes Jahr habe ich recherchiert (Ort, Zeit, Handlung), dann habe ich ein Konzept erstellt, dreißig Probeseiten geschrieben und mir eine Agentur gesucht. Die Agentur hat mir Mut gemacht, weiterzuschreiben und das Konzept derweil mehreren Verlagen angeboten. Als etwa hundert Seiten fertig waren, hat dann ullstein angebissen. Als ich davon erfuhr, habe ich zum ersten Mal seit langem wieder eine Zigarette geraucht … Ich denke, von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung vergingen etwa zwei Jahre. Währenddessen habe ich natürlich ganz normal als freier Journalist weitergearbeitet.
Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Vor allem beim ersten Buch ist es unglaublich schwierig, nicht den Glauben an sich zu verlieren und diszipliniert zu bleiben. Man arbeitet ja ganz normal und schreibt das Buch also eher am Abend und an den Wochenenden. Manchmal nahm ich mir frei, da sah ich dann vom Fenster aus andere Familienväter mit Aktentasche ins Auto steigen und ins Büro fahren. Und ich saß oben in meiner Kemenate und schrieb an einer Verfolgungsjagd oder einen Schwertkampf … Da kommt man sich manchmal schon sehr albern vor. Man fragt sich, ob man nicht irgendeinen dummen Kindertraum träumt. Geholfen hat mir meine Agentur, die mir immer Mut gemacht hat – aber auch mein eigener Wille. Wenn man ein Buch fertigkriegen will, muss man das zu hundertzehn Prozent wollen. Ich wusste: Ich will dass, ich kann das, ich mach das jetzt – und wenn ich mir meinen Roman am Ende nur selbst unter den Weihnachtsbaum lege, ich zieh das durch. Diesen Ehrgeiz habe ich später übrigens auch bei vielen erfolgreichen Autoren erlebt.
Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Wenn ich einen Roman schreibe, dann denke ich nicht an 500 Buchseiten, sondern ich schreibe jeden Tag eine Szene, so wie ich auch eine Kurzgeschichte schreiben würde. Wenn jede Szene fünf Seiten lang ist (und so viel schaffe ich etwa an einem Tag), sind das etwa hundert Kurzgeschichten. Klingt doch gar nicht mehr so wild, oder? Das gibt mir das Gefühl, jeden Tag etwas abzuschließen.
Vielen Dank, lieber Oliver! Im September erscheint Olivers mittlerweile elftes Buch, das Jugendbuch „Die schwarzen Musketiere“ (bluemoon).
Darum geht’s: Fechten, Reiten, auf die Jagd gehen – das Leben des jugendlichen Grafensohns Lukas ist wie ein großes Abenteuer. Doch von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr, wie es war: Der Inquisitor Waldemar von Schönborn lässt Lukas‘ Mutter verhaften, um sie als Hexe zu verhören – und Lukas‘ Vater stirbt beim Versuch, sie zu befreien. Lukas selbst flüchtet, doch seine kleine Schwester Elsa gerät in die Gewalt des Inquisitors. Mittellos und auf sich allein gestellt ist Lukas nur von einem Gedanken getrieben: Er muss Schönborn finden und Elsa befreien!
Im Januar 2016 folgt dann der nächsten historische Roman für Erwachsene: Die Burg der Könige (List)
1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird.
Foto des Autors: Gerald von Foris