Mein erstes Buch: Sylvia Lott

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Wie viele kam sie vom Journalismus zur Belletristik – und musste erkennen, dass dies zwei verschiedene Arten des Schreibens sind.

Liebe Sylvia, wie kamst du zum Romane Schreiben?
PorträtSylviaLottSchon als Kind dachte ich, dass ich später mal Romane schreiben würde. Die Grundkonstellation war also schon da. Aber zunächst wurde ich Journalistin, schrieb auch einige Sachbücher im Auftrag.
Bei vielen Belletristik-Autoren gibt es ja einen persönlichen Auslöser, der dann tatsächlich zum Romanschreiben geführt hat. Das war bei mir auch so. Als ich mit Mitte 30 das Scheitern meiner Ehe verarbeiten musste, habe ich mir Notizen über Erlebnisse und Gefühle gemacht. Jahre später entstand daraus mein erster Roman (der so nie erschienen ist).
Aber ich habe dann einen ähnlichen Roman über eine Liebesgeschichte verschiedenen Verlag angeboten – und mich schon über individuelle und freundliche Absagen gefreut. Manchmal ruhte das Projekt zwischendurch, dann schrieb ich den Roman wieder um und bot ihn erneut an. Das Manuskript landete auch bei „Hoffmann und Campe“. Als die Lektorin mein Manuskript ablehnte, empfahl sie mir im gleichen Atemzug meine zukünftige erste Agentin. Während die Agentur sich bemühte, meinen Erstling unterzubringen, erhielt sie eine Anfrage des „Moments-Verlages“ (Area), der Liebesromane von deutschen Autoren suchte. Unterhaltsam und locker sollten die sein, und ich habe laut „hier“ gerufen.

TammyTascheDer Plot wurde mir vorgegeben: Er sollte von einer Piratentochter in der Südsee handeln, die auf einen Zeitreisenden trifft. Da ich als Reisejournalistin sowohl auf Hawaii als auch in Australien gewesen war, hatte ich schon Kartons voll mit Hintergrundinfos. So entstand unter dem Pseudonym Tammy Lincoln „Die Freibeuterin und der Schatztaucher“. Von der Idee bis zur Veröffentlichung vergingen etwa zwei Jahre. Der Roman verkaufte sich gut, er kam auch als Hardcover bei Weltbild, im Bertelsmann Buchclub und als Taschenbuch bei Ullstein heraus (ich habe das erste Cover übrigens auf Seide gedruckt und ganz stolz als Täschchen spazierengeführt ;-) . Auch der Erstling wurde schließlich an einen Verlag verkauft (etwa zehn Jahre nachdem ich damit angefangen hatte!!). Dieser Verlag wollte allerdings eine Menge Veränderungen. Ich hab sie brav gemacht, aber irgendwie war das nicht mehr richtig mein Buch. Das Cover war grauenvoll, der Verlag so klein, dass der Roman es nicht bis in die Buchhandlungen schaffte. Und ich war erstmal bedient.

Zwei Jahre lang ruhten meine schriftstellerischen Ambitionen. Dann fing es wieder an zu kribbeln. Ich bat meinen Agenten um ein Treffen und sagte: Wie ist es, wollen wir noch mal richtig durchstarten? Was muss ich tun, wenn ich auf die Stapeltische von Thalia will?

Wir bestimmten einige Eckpfeiler, ich machte erstmal grobe Ideen-Vorschläge. Erzählte auch von meiner Heimat Ammerland, dem Zentrum der Rhododendron-Zucht, und dem Teetrinker-Land Ostfriesland. Ich war außerdem mal für eine Reportage in den Teegärten von Darjeeling gewesen und mir schwebte nun eine Dreiecks-Liebesgeschichte vor zwischen zwei deutschen Freunden, einem Rhododendronzüchter und einem Teehändler, und der Tochter eines englischen Teegartenbesitzers –mit viel Romantik und Abenteuer auf einer gemeinsamen Expedition durch Sikkim. Wir waren uns schnell einig, dass man daraus was machen könnte.

Die Agentur bot das Exposé für „Die Rose von Darjeeling“ erfolgreich meinem heutigen Hausverlag Blanvalet an. Inzwischen sind drei Auflagen erschienen. Es folgte „Die Glücksbäckerin von Long Island“, die seit ihrem Start im Sommer 2014 schon die vierte Auflage erreicht hat und nächstes Jahr auch in Frankreich herauskommt. Und im August erschien nun „Die Lilie von Bela Vista“, die von deutschen Auswanderern in Südbrasilien, von Edelsteinen und – natürlich – einer großen Liebe handelt. Der Roman spielt auch wieder auf zwei Zeitebenen, um 1830 und in der Gegenwart. Es gab sogar eine Premierenlesung im Deutschen Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein.

Was waren die größten Probleme beim Schreiben?
Bei meinem ersten Roman habe ich den Fehler gemacht, einfach drauflos zu schreiben. Ich dachte, ich bin doch Journalistin, ich weiß doch, wie man schreibt. Und dann stand ich auf einmal vor dem Problem, dass ich nicht wusste, wie mein Roman enden sollte. Jetzt wo ich das professioneller angehe, nutze ich das verkaufte Exposé als eine Art Fachwerkhaus. Das Grundgerüst muss stehen, vorher fange ich nicht an zu schreiben. Aber ich lasse mir einige Freiheiten während des Schreibens, zum Beispiel wie groß ein Zimmer sein soll oder Ähnliches. Bei den Figuren stehen am Anfang nur die Grundzüge fest, die ausgebildeten Charaktereigenschaften entwickeln sich erst während des Schreibens.

Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
1) Nicht aufgeben
2) Eine Agentur suchen
3) Weniger auf Freunde und Verwandte, mehr auf Profis hören, auch wenn’s wehtut
4) Das Handwerkszeug erlernen.
5) Kritik nicht persönlich nehmen
6) Eigen bleiben
7) siehe Punkt 1)

Im August erschien „Die Lilie von Bela Vista“, der vierte Roman von Sylvia Lott bei blanvalet. Darum geht’s:
51AtYpUTLhLAls die Hamburger Modedesignerin Josie das antike Collier ihrer Großtante erbt, ahnt sie nicht, dass dieses auf eine dramatische Liebesgeschichte zurückgeht – und ihr Leben verändern wird. Idar-Oberstein, 1830. Sophies Verlobter ist wie so viele Männer nach Brasilien ausgewandert – und entdeckt dort Edelsteine. Als Karl nicht kommt, um Sophie wie versprochen in die neue Heimat zu holen, ahnt sie, dass er ihre Hilfe braucht. Kurzentschlossen reist sie ihm hinterher und wird in einem Indiodorf im Dschungel fündig. Doch Karls langes Schweigen hat Gründe, die Sophie erst langsam durchschauen wird …

Foto der Autorin: Daniel Cullmann