Aus dem Leben einer Seminarteilnehmerin

Haben Sie sich immer schon mal gefragt, wie es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in unseren Schreibseminaren wohl so ergeht? Hier haben wir den taufrischen Bericht von Sabrina Schwab, eine der diesjährigen Absolventinnen unserer ersten vier Seminarmodule:

Ja, Gabi, ich komm ja schon!

Auf einmal stand sie in meinem Kopf: Gabriele Prechtl. In ihrem Chanel-Kostümchen, der blonden Hochsteckfrisur und den selbstbewusst verschränkten Armen lächelt mich die Bürgermeisterin von Gerstenreuth triumphierend an. Wo kommt die denn jetzt her?

Als ich an einem Samstagmorgen bei der Münchner Schreibakademie einlief, hatte ich noch eine ganz andere Buchidee. Über Bäume wollte ich schreiben, die in einem sozialen Miteinander leben und gesellschaftliche Probleme widerspiegeln. Ganz intellektuelle Sache. Ziemlich außergewöhnlich. Definitiv kein Standard. Ich war schon ein Fuchs!
Doch dann machten wir diese Übung …
Wir sollten in Zeitungen Ideen sammeln. Und so schnell konnte ich gar nicht schauen, da überrannten mich diese plötzlich. Im Geiste lag ich keuchend am Boden, während eine Idee nach der anderen mit einem freundlichen „Grüß Gott“ über mich drüberstieg und sich in meinem Hinterkopf auf breiten, schweren Ohrensesseln niederließ.

Auf diese Weise zog auch Gabriele Prechtl bei mir ein. Geboren aus der Überschrift: „Ich bin schwul.“ Natürlich ist Gabi nicht schwul, wenn überhaupt, dann lesbisch und nicht einmal das. Ihre Tochter allerdings schon und Gerstenreuth findet das überhaupt nicht lustig, noch weniger die CSU, für die Gabi wieder als Bürgermeisterin kandidiert, … und Herrgott, auch das kam aus dieser Überschrift. „Na, wird das heute noch was mit dir?“, fragte mich Gabriele, die mit überschlagenen Beinen in ihrem Sessel saß und keine Anstalten mehr machte, sich jemals wieder wegzubewegen. „Wir haben viel zu tun!“

Da war sie also. Meine Buchidee – meine Gabi. Jeden Morgen um fünf reißt sie mich seitdem mit ihrer glockenhellen Stimme aus dem Bett. Dann zerrt sie mich an den Esstisch und sagt mir genau, was ich schreiben soll. Und wehe, wenn ich in die Arbeit gehe, ohne mich vorher mit Gabi beschäftigt zu haben. Dann wird sie grantig, die Gabi, sticht mich mit ihren Haarnadeln und flucht in einer Tour. Fluchen tut sie ohnehin gerne. Was ich da schon an Wörtern gelernt habe…

Aber noch einmal auf Anfang: Wie kam es dazu, dass Gabi meine erste große Protagonistin wurde? Eigentlich sind Bettina und Beatrix schuld. Ja, nicht nur eigentlich, sondern tatsächlich. Sie haben uns Kurslingen beigebracht, wie wir an Ideen kommen und diese so füttern, dass eine Geschichte daraus wird. Und was haben wir gefüttert! Kugelrund müsste Gabriele mittlerweile sein, aber an der bleibt ja kein Gramm hängen, blöde Kuh… Auch wie wir Logikfehler vermeiden, auf Heldenreise gehen (das fand Gabi natürlich gleich überragend), uns aus Motivationstiefs und Löchern des Zweifels befreien und vor allem: Wie wir den Überblick behalten und aus einzelnen Elementen eine stringente Geschichte machen.

Perspektive, Tempus , Spannungsaufbau und Lektorat der ersten Seiten stehen im nächsten Kurs an. Bis dahin haben Gabi und ich noch einiges zu tun. Als großmauliges Ziel hatten wir im letzten Kurs 60 Seiten verkündet. Ich fürchte, Bettina und Beatrix haben sich das gemerkt… Ja, Gabi, ich komm ja schon!

 

Übrigens: Sabrina ist auch eine vielseitige Rednerin bei zahlreichen Anlässen. Interesse? Ihre Website findet sich hier
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