Mein erstes Buch: Beate Rygiert

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Und manchmal brauchte es magische Zahlen wie die „7“ – so bei Beate Rygiert.

am VorhangLiebe Beate, was war der Anlass für dein erstes Buch?
Dass ich überhaupt ein Buch schreiben wollte, hat eine lange Vorgeschichte. Schon mit 12 Jahren schrieb ich in mein Tagebuch: „Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden. Ich sollte dabei bleiben!“ Als hätte ich damals schon geahnt, dass es tausend Kräfte gibt, die ein junges Mädchen von diesem Plan abbringen wollen. Denn ich stamme nicht aus einem Elternhaus, wo ein solcher Berufswunsch Unterstützung oder Verständnis gefunden hätte. Und so dauerte es lange, ehe ich es wagte, meinen Beruf als Musikdramaturgin an den Nagel zu hängen und wirklich ernsthaft mit der Schriftstellerei zu beginnen.
Als Stoff wählte ich ein Stück spannender Familiengeschichte, nämlich die Kindheits- und Jugenderinnerungen meines Vaters, der als Deutschstämmiger in Polen geboren worden war und bis zu den Wirren des zweiten Weltkriegs dort auch aufwuchs, bevor ihn Krieg und Vertreibung nach Deutschland spülten. Ich dagegen wuchs mit seinen atemberaubend spannenden Erzählungen auf, die klangen „wie aus einem Buch“. Nach der Wende beschloss ich, dass ich seine Geschichte im Ganzen und mit allen politischen Hintergründen erfahren wollte und machte mit ihm eine Reise, die uns nach Polen und gleichzeitig in die Vergangenheit führte. Daraus entstand „Bronjas Erbe“, und für mich selbst wurde dieses Buch nicht nur zu meinem ersten und auch gleich erfolgreichen Roman, sondern bedeutete auch Wurzelsuche und das Finden eines guten Stücks meiner eigenen Identität.

Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch, sprich die Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
rygiert_bronjas_erbe_72dpiEs dauerte genau sieben Jahre. Für mich eine symbolträchtige Zahl, wie die sieben dürren und die sieben fetten Jahre aus der Bibel. Es war über das Schreiben meines ersten Buches hinaus eine Zeitspanne, in der ganz viel in meinem Leben passierte und die Grundweichen für meine Selbstständigkeit als freie Schriftstellerin gestellt wurden.

Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Am Schwierigsten fand ich, dass ich zu Beginn meines Schreibens am ersten Buch mit Menschen zusammenlebte, die kein Verständnis dafür hatten, wie man als Schriftsteller arbeitet. Dass man seine Ruhe und Freiräume braucht und z.B. Recherchereisen unternimmt, auf denen sich der andere langweilt usw. Es hat dazu geführt, dass ich mein gesamtes Leben verändert habe. Geholfen hat es, mich mit Menschen zu umgeben, die ähnliche Ziele und Träume haben wie ich – dazu gehört natürlich auch ganz viel Glück, diese Menschen zu finden. Nachdem ich das Manuskript fertig hatte, war es außerdem enorm schwierig, einen guten Verlag dafür zu begeistern. Geholfen hat mir dabei eine gute Agentin und eine große Portion Glück, ohne die geht es glaube ich nicht.

Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Ich finde, jeder, der den Wunsch hat, Autor oder Autorin zu werden, sollte sich prüfen, ob er dies auch wirklich mit Haut und Haar und jeder Faser seines Wesens möchte. Es kann nämlich, wie oben beschrieben, tatsächlich dazu führen, dass man „sein Leben ändern muss oder sonst eine Kleinigkeit“, wie ich es gerne formuliere. Der Weg ist hart, es gibt keine Garantie für Erfolg, denn dafür zählt nicht allein die Qualität und das Können. Ich kenne viele ausgezeichnete Schrifsteller, die am Hungertuch nagen, manche verbittern darüber. Darum rate ich, die eigene Motivation genau und ehrlich zu überprüfen. Und ist das Ergebnis: Ich kann nicht anders, ich muss einfach schreiben, dann heißt es, sich auf den Hosenboden zu setzen und loszulegen. Dafür wünsche ich von Herzen viel Glück!

Für ihren siebten (!) Roman hat Beate Rygiert in diesem Jahr den zweiten Platz beim Delia-Liebesroman-Wettbewerb belegt. In „Das Lied von der unsterblichen Liebe“ (Droemer) geht es um Folgendes:
Cover_LiedunsterblichDer alte Valentin tanzt sein halbes Leben schon über den Abgründen dieser Welt: Er ist Seiltänzer, und er ist der beste, denn er kennt keine Angst. Seit ihn die Kugel traf, die ihn nicht tötete und seither dicht bei seinem Herzen wohnt, denkt Valentin, dass der Tod ihn vergessen hat. Er glaubt, der Einzige zu sein, der unsterblich ist, bis er auf Cora trifft. Das Leben der 15-Jährigen liegt in Scherben, seit ihr geliebter Bruder Raoul bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, den Cora selbst wie durch ein Wunder überlebt hat. Deshalb weiß sie, dass sie nicht sterben kann, und deshalb hat sie keine Angst vor dem Feuer, das sie legen wird, um sich an ihrem Vater zu rächen, dem sie die Schuld an Raouls Tod gibt. Doch anders als Cora weiß Valentin längst, dass ein Leben ohne Angst auch ein Leben ohne Liebe bedeutet …

RygiertcoverUnd im Oktober erscheint ein wunderschönes erzählendes Sachbuch von Beate Rygiert im Gatzanis Verlag: „Geht die Liebe durch den Magen? Was Venus und Lukull miteinander zu sch(l)af(f)en haben“ mit tollen Illustrationen
von Michael Luz.

 

Foto der Autorin: Sabine Haymann