Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Auch mit Ruhe und Gelassenheit kommt man zur Veröffentlichung, weiß Ralf Kramp.
Lieber Ralf, wie entstand dein erstes Buch?
Schon in der Schulzeit habe ich eine Unmenge von Krimis verschlungen und habe immer das Gefühl gehabt, dass Autoren Menschen von einem anderen Stern sind, Poeten im Elfenbeinturm, die in unserem wahren Leben nicht existieren. Wohlgemerkt, das ist über dreißig Jahre her. Heute sieht das ja ganz anders aus. Ich habe damals schon geschrieben. Geschichten, kleine Krimis, nur zum persönlichen Vergnügen. Und mit dem Erwachsenwerden wurden auch die Themen reifer, und irgendwann hatte ich eine Idee, um die herum ich eine immer komplexer werdende Geschichte zu spinnen begann: Es fing an mit der Erkenntnis, dass im stillen Refugium der Eifel, meiner Heimat, so mancher Täter aus dem Dritten Reich nie so recht für seine Taten hat büßen müssen, und dass deren Verbrechen teils stillschweigend in Vergessenheit gerieten. Hinter vorgehaltener Hand natürlich wusste jeder etwas über die alten Herren zu erzählen, die hier unbehelligt ihren Lebensabend verbrachten. Die Eifel – so habe ich damals herausgefunden – ist ein unfassbar reicher Schauplatz für Kriminalgeschichten. Und so habe ich begonnen, eine zu verfassen.
Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch, sprich die Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Da ich nie mit dem Gedanken einer Veröffentlichung spielte, als ich den Roman „Tief unterm Laub“ schrieb, ging alles ganz gemächlich vonstatten. Das Verfassen des Manuskripts hat sicher zwei Jahre gedauert. Es war ein sehr persönliches Vergnügen, nur für mich.
Dann lernte ich Jacques Berndorf kennen, der damals gerade begann, mit seinen Eifel-Krimis populär zu werden. Er bat darum, mein unfertiges Manuskript lesen zu dürfen und spornte mich im Anschluss daran an, schleunigst zum Ende zu kommen. Er versprach, sich bei seinem Verlag für mich einzusetzen.
Das tat er auch. Zunächst mit mäßigem Erfolg. Bei seinem Verlag grafit lag das Manuskript die üblichen 9 Monate herum. Da sich bei mir aber nun zum ersten Mal der Gedanke verfestigte, mein Manuskript könnte vielleicht doch zur Veröffentlichung taugen, wurde ich jetzt auch ungeduldiger und reichte es bei zwei weiteren Verlagen ein, die mir geeignet erschienen: Emons und KBV.
Und dann ging es plötzlich rasend schnell. KBV meldete sich schon nach zwei Wochen, und das Ding war geritzt. (Dass ich heute, 20 Jahre später, Verleger des KBV bin, scheint mir ein Beweis dafür zu sein, dass von Anfang an vieles richtig gelaufen ist.)
Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Besonders schwierig war in meinem Fall eigentlich nichts. Meine Erwartungshaltung war gering, ein Zeitdruck hatte sich bei mir nicht aufgebaut. Ich war nie der Meinung, ich sei ein Naturtalent, und jeder Verlag warte nur auf mein Manuskript. Dass ich dann Schützenhilfe von einem professionellen Autor bekam, der mit lobenden Worten mein schöpferisches Selbstwertgefühl aufpolierte, hat erst zu dem entsprechenden Schub geführt, doch etwas mehr aus meinem Schreiben zu machen, als nur das einsame Vergnügen im stillen Kämmerlein.
Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende Autoren?
Man muss sich prüfen. Und zwar selbstkritisch und aufrichtig. Nicht jeder ist zum Autor geboren, aber dennoch überschwemmen die Manuskripte derer, die sich berufen fühlen, die Verlagshäuser. Und jeder, der dort nicht unterkommt, greift dann verkrampft nach den Strohhalmen der Druckkostenzuschussverlage oder des Self Publishings.
Autor ist nicht nur der, der veröffentlicht wird. Autor kann man auch im Kleinen sein. Ich rate zur Gelassenheit und zur Abwägung, ob es denn wirklich mit Gewalt das gedruckte Buch sein muss.
Wenn, wie es immer wieder bei eingesandten Manuskripten heißt, „Freunde und Verwandte völlig begeistert von dem Buch“ sind, sollte das in der Frage münden, ob es nicht manchmal besser wäre, auch mit einem solch eingeschränkten Leserkreis zufrieden zu sein.
Wer aber nach dieser ehrlichen Prüfung immer noch der Auffassung ist, dass sein Buch unbedingt publiziert werden muss, der hat heute mehr Chancen denn je zuvor. Der wird es schaffen.
Unzählige Romane später erschien im Juni Ralf Kramps neuer Roman „Totholz“, der natürlich in der Eifel spielt. Darum geht’s:
Das mit dem Landleben in der Eifel hat sich Jo Frings einfacher vorgestellt. Entflohene Kühe, ein undichtes Dach und die kleinen Streitereien mit seiner Freundin Christa lassen ihn manchmal wehmütig an sein früheres, ungebundenes Leben zurückdenken. Ein schreckliches Ereignis bringt ihn allerdings ganz unerwartet auf andere Gedanken: Die amerikanische Künstlerin Lorna, die in der Abgeschiedenheit der alten Sägemühle neue Inspiration sucht, verschwindet plötzlich spurlos. Erst kürzlich hat sie Jo gegenüber einen mysteriösen Fund im Wald erwähnt und damit seine Neugier geweckt. Lornas Verschwinden ist nur der Auftakt einer Reihe schrecklicher Geschehnisse. Ohne es zu ahnen, gerät Jo bei der Suche nach den Hintergründen in ein Netz von tragischen Verstrickungen, das vor vielen Jahren scheinbar unbemerkt geknüpft wurde.
Foto des Autors: KBV