Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Andreas Götz hat sich lange mit den Geschichten anderer beschäftigt, ehe er eigene schrieb. Keine schlechte Wahl, wie sich herausstellte …
Lieber Andreas, erzähl mal, wie war dein Weg zum ersten Buch?
Bevor ich mein erstes eigenes Buch veröffentlicht habe, hatte ich schon über dreißig andere Buchveröffentlichungen: Bücher zu Kinofilmen und Fernsehserien, in denen ich meist nach Drehbuch die Handlung in Romanform nacherzählt habe. Das hört sich banaler an, als es tatsächlich war, denn wenn man die Aufgabe ernst nimmt, muss man sich genauso tief in Figuren, Atmosphären und Plot versenken, wie bei einem selbst erdachten Projekt. Allerdings: Es sind eben doch nicht die eigenen Ideen, die man umsetzt, und insofern bleibt man als Autor unbefriedigt. Nicht zuletzt deshalb sind alle diese Bücher unter Pseudonym erschienen. Mein erstes „richtiges“ Buch, in dem alles von mir stammt, ist mein Jugendthriller „Stirb leise, mein Engel“. Eine befreundete Autorin hatte mich darauf hingewiesen, dass ihr Verlag dringend einen männlichen Autor für Jugendthriller suche. Dass ich ein Buch für junge Leser schreiben könnte, war mir bis dahin nicht eingefallen, weil ich Zweifel hatte, ob ich dafür die richtigen Themen und die passende Sprache finde. Ich bin diesem Alter ja schon eine Weile entwachsen. Es klappte dann aber überraschend gut. Der Stoff fand sogar bei mehreren Verlagen Interesse, und geworden ist es dann nicht der, der den männlichen Autor für Jugendthriller gesucht hat. So kann es manchmal gehen.
Wie lange hat es von der Idee zum fertigen Buch gedauert?
Die Geschichte dazu hatte ich schon viele Jahre im Kopf, aber mir fehlte noch das Entscheidende: die Auflösung. Deshalb blieb die Idee lange unbearbeitet liegen. Als ich mich dann mit dem Thema Jugendthriller beschäftigte, habe ich sie wieder hervorgeholt, noch einmal neu nachgedacht, und zum Glück fiel mir endlich die Lösung ein. Wenn ich von diesem zweiten Anlauf bis zum Erscheinen des Buches rechne, waren es ziemlich genau drei Jahre, die es gedauert hat.
Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Ich musste ein bisschen herumprobieren, Irrwege und Sackgassen eingeschlossen, bis ich den richtigen Ton gefunden hatte, der Jugendliche anspricht. Dabei hat es mir zum einen geholfen, alle Jugendthriller zu lesen, die ich finden konnte. Zum anderen waren in dieser Phase Testleser sehr wichtig, die selbst schreiben und mir daher konstruktives Feedback geben konnten.
Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende Autoren?
Einen wenig originellen Tipp habe ich: lesen, lesen, lesen. Vor allem das Genre, das man selbst schreiben möchte, aber nicht nur. Außerdem: selbstkritisch und nicht zu schnell mit dem Ergebnis zufrieden sein. Vor allem beim ersten Roman nicht. Und schließlich: Seinen ersten Text erst bei Agenturen oder Verlagen anbieten, wenn man absolut sicher ist, dass man wirklich alles getan hat. Denn bei vielen Agenturen und Verlagen gilt: Du hast nur einen Schuss frei.
Mit „Denn morgen sind wir tot“ erschien im August 2015 sein dritter Jugendthriller. Darum geht’s:
Seit sie mit Adrian zusammen ist, ist das Leben der 16-jährigen Siri ein einziger Rausch. Am meisten fasziniert sie, dass Adrian sich nicht um Grenzen und Verbote schert. Lebe jetzt, ist sein Motto, denn morgen sind wir tot. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht Siris Ex-Freund Niklas, der Adrian sogar für gefährlich hält. Siri schlägt alle Warnungen in den Wind und ist bereit, für ihr Glück Eltern und Freunde zu hintergehen. Doch Niklas lässt nicht locker. Als er zur ernsten Bedrohung wird, schmieden Siri und Adrian einen Plan, der das Dunkelste in ihnen zum Vorschein bringt.
Foto des Autors: Lisa-Marie Dickreiter