Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Ein Arztbesuch kann so anregend sein, dass einem schon mal eine geniale Idee kommen kann – hat Hannah Simon erlebt. Und dann braucht es nur noch: Geduld!
Liebe Hannah – wie entstand dein erstes Buch? Erzähl mal!
Die Grundidee zu meinem ersten Buch kam mir, nachdem ich ein paar Allergietests gemacht hatte und den abschließenden Krankenhausbericht las. Dort stand, unter vielen Begriffen, die ich nicht verstand, das Wort „Serotonin“. Für mich als Laie war dies das „Glückshormon“ – und ich dachte sofort: Was wäre, wenn man gegen Glück allergisch wäre? So entstand die Geschichte von jemandem, der gegen Glück allergisch ist und sich dann verliebt (klar!). Und dieser jemand musste natürlich „Felix“ heißen. (Der arme Kerl.)
Übrigens weiß ich bis heute nicht, warum „Serotonin“ in dem Bericht auftauchte. Allergisch bin ich jedenfalls gegen andere Dinge …!
Wie lange hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Furchtbar lange! Von der ersten Idee im Oktober 2008 bis zum Verkauf des Manuskripts im Oktober 2014 waren es sechs Jahre. (Veröffentlicht wurde es dann ganz schnell im nächsten Frühjahr.)
Zu meiner Verteidigung könnte ich jetzt sagen, dass ich damals noch hauptberuflich als Werbetexterin gearbeitet habe und in der Zwischenzeit ein paar Mal umgezogen bin und ein Kind bekommen habe. Das ganz normale, verrückte Leben eben. Aber es war auch mein erster Roman. Ich habe die Reise mit „Felix“ erst einmal unbedarft angetreten und in der Zwischenzeit sehr viel über Dramaturgie gelernt, 300 Manuskriptseiten komplett weggeschmissen und noch einmal von vorn angefangen. Und sehr gute Testleser gehabt, die mich in die nächste Überarbeitungsrunde geschickt haben, solange das Manuskript noch nicht gut genug war. All das war gut und wichtig für „Felix“ und für mich.
Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Besonders schwierig ist es, wenn etwas am Manuskript noch nicht stimmt, aber man selbst kann nicht erkennen, was. Dann ist das Überarbeiten wie ein Puzzle, bei dem man nicht sieht, was das Bild eigentlich ergeben soll … Ich könnte hier und da noch ein Teil einfügen, aber ist es dann besser?
Mir haben Seminare (in meinem Fall zum Thema Dramaturgie) geholfen, indem sie mir das nötige Handwerkszeug an die Hand gegeben haben, meine Geschichten zu planen, abzuklopfen und immer wieder auf den richtigen Weg zu lenken. Es ist wichtig, sich selbst immer Antwort auf die Frage geben zu können: Was tue ich hier eigentlich?
Und hast du noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Ich habe mich selbst und andere angehende Autoren oft als sehr ungeduldig erlebt. Wir haben eine gute Idee und ein paar schöne Dialogfetzen, wollen am liebsten nur drauflosschreiben und „das Ding“ veröffentlichen. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt – für die Qualität des Manuskripts, für die Stimmigkeit der Geschichte, ja, auch für das Lektorat, weil man weiß, was man warum wie geschrieben hat – sich intensiv mit dem Kern der Geschichte auseinanderzusetzen, zu planen, sehr genau zu arbeiten, das Manuskript auch mal liegenzulassen und viel zu überarbeiten.
(Das ist ein total blöder Tipp, oder? Ich bin doch selbst ungeduldig! Aber dennoch:) Seid geduldig und bleibt dran. Es lohnt sich!
Letztes Jahr erschien nach langem Warten endlich „Felix – oder zehn Dinge, die ich an dir liebe“. Darum geht’s:
Felix Parland ist erfolgreicher Architekt, der seinem Chef auch manchmal den Hintern rettet und lügen kann wie gedruckt, wenn es der Karriere nützt. Ihm fehlt nur noch die Beförderung. Doch als die entscheidend näher rückt und Felix seiner Traumfrau begegnet, geschieht das Unwahrscheinliche: Mitten in seiner Glückssträhne bricht er zusammen. In der Notaufnahme versteht Felix nicht viel von all dem medizinischen Fachchinesisch. Sicher ist nur: Er reagiert allergisch auf hochemotionale Situationen. Übersetzt für den Laien: Er hat eine überaus seltene Glücksallergie.
Felix’ perfektes Leben ist nun bedroht: Wie soll er erfolgreich im Job sein und mit seiner Hollywood-Schönheit anbandeln, ohne sich übermäßig zu freuen? Da ihn die Anti-Allergika viel zu müde machen, um seine täglichen Überstunden zu bewältigen, beschließt er kurzerhand, sich selbst unglücklich zu machen, um seine Glücksanfälle in Schach zu halten. Und da kommt es gerade recht, dass ihm bei einem wichtigen Bauprojekt die ebenso kratzbürstige wie unverschämte Ruby als Bauherrin vor die Nase gesetzt wird, mit überraschenden Folgen …
Foto der Autorin: Julia Werner
Homepage der Autorin: http://www.hannahsimon.de