Mein erstes Buch: Julia Kröhn alias Kiera Brennan

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Den häufig gehörten Anfänger-Tipp „Schreiben, schreiben, schreiben“ hat Julia Kröhn sehr ernst genommen – gelohnt hat es sich allemal! Kein Wunder, dass sie sich selbst „Schreibaholic“ nennt.

AutorenfotoKieraBrennan Liebe Julia, wie geschah es, dass Dein erstes Buch entstand?
Mein erster Roman, der 2005 bei einem großen Publikumsverlag veröffentlicht wurde – „Engelsblut“ – war in etwa der 20., den ich geschrieben habe. Seine Vorgänger sind allesamt in der Tiefe der Schublade verschwunden bzw. stehen in verstaubten Ordnern im Bücherregal – und das ist auch gut so. Talent zum Schreiben ist das eine, das man mitbringen sollte, um Autorin zu werden – Disziplin und Ausdauer hingegen sind das andere. Wie viele meiner Zunft musste ich jahrelang schreiben, schreiben, schreiben bzw. galt das Motto „learning by doing“, bis ich das notwendige Handwerkszeug draufhatte.

CoverEngelsblutWie lange hat’s bis zur Veröffentlichung gedauert?
Um „Engelsblut“ fertigzustellen, waren mehrere Anläufe notwendig. Im Laufe von mehr als zehn Jahren sind diverse Versionen entstanden, bis endlich eine brauchbare Endfassung vorlag. Der Weg von dort bis zur Veröffentlichung war ein vergleichsweise kurzer. Ich hatte das außergewöhnliche Glück, dass eine Verlagsmitarbeiterin meine Textprobe aus einem Berg unverlangt eingesendeter Manuskripte fischte, davon schwer begeistert war und eine Lektorin mit ihrem Enthusiasmus ansteckte. Ich habe also sozusagen im „Autorenlotto“ gewonnen – wobei ich vor Nachahmung warnen würde. Mit meinem heutigen Wissen über die Buchbranche würde ich erstmal bei einem Literaturagenten vorstellig werden. Mit einem solchen arbeite ich mittlerweile zusammen – und ich denke, ohne ihn wäre ich nie auf die dreißig Bücher gekommen, die auf „Engelsblut“ folgten.

Was war besonders schwer, was hat dir geholfen?
Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich herausgefunden habe, welche Art von Romanen ich eigentlich schreiben will. Und wer sein Ziel nicht kennt, verirrt sich auf dem Weg mehr als nur ein Mal. Dass ich nach jedem Umweg/jeder Sackgasse wieder zurückgefunden habe, verdanke ich schlichtweg meiner Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen. Ich habe das Gefühl, das ist nicht etwas, was ich tun will, sondern tun muss. Insofern war es leicht, das notwendige Durchhaltevermögen zu entwickeln – weil das Schreiben nunmal mein „Ureigenstes“ ist.

Und hast du einen Tipp für angehende AutorInnen?
Ich würde jedem Autor raten, beim Schicksal eine Extraration Geduld, Pragmatismus und Gelassenheit zu bestellen – all das gehört m.E. ebenso zum Handwerk eines Autor wie dramaturgisches oder stilistisches Know-how. In diesem Beruf muss man einfach unglaublich oft warten: Ob ganz allgemein darauf, dass man die notwendige Erfahrung mitbringt, ein publikationsreifes Buch zu schreiben (manchmal kann man das Platzen des Knotens einfach nicht beschleunigen) – oder ganz konkret auf den Agenturvertrag, den Verlagsvertrag, die Veröffentlichung, das erste Leserfeedback. Und bei alldem gilt überdies: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

Zu ihrem aktuellen Buch „Die Herren der Grünen Insel“ erzählt Julia Kröhn folgendes:
Mit „Die Herren der Grünen Insel“ habe ich mir einen Lebenstraum erfüllt – den Traum von einem dicken, schweren Wälzer, einem richtigen Epos. Nicht Kleckern, sondern Klotzen war angesagt, als es galt, von der normannischen Eroberung Irlands im 12. Jahrhundert zu erzählen – auf knapp tausend Seiten, mit über hundert Figuren und zig Schauplätzen. Ich habe das Gefühl, ich habe 29 Bücher lang geübt, um dieses 30. zu schreiben. Wobei ich jetzt gerade das 31. schreibe – die Fortsetzung von „Die Herren der Grünen Insel“ – und auch wieder überzeugt bin, dass das mein erster richtiger Roman ist und alle anderen nur Trainingszwecken dienten :-)

coverDarum geht’s:
Irland 1166: Die Grüne Insel ist in viele kleine Reiche zersplittert, die sich unerbittlich bekriegen. Könige fechten langjährige Fehden aus, und selbst die friedliebendsten Untertanen werden in den blutigen Machtkampf hineingezogen. Zugleich droht ein gemeinsamer Feind in Irland einzufallen: Henry Plantagenet will die Insel an sich reißen. Werden sich die Herren der Grünen Insel vereinen und sich gegen den König von England stellen? Und welche Rolle spielen der grausame Krieger Ascall und die von ihm entführte Caitlín in diesem Kampf um Macht und Blut?
Homepage: www.juliakroehn.at

Foto der Autorin: Susanne Krauss