Julia K. aus Salzburg schreibt uns:
Liebe Münchner Schreibakademie, wahrscheinlich ist das eine ganz blöde Frage: Ich weiß genau wie der Anfang und das Ende meines Romans gestrickt sind, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das Dazwischen meistern soll. Gibt es so etwas wie den genialen Masterplan?
Vielen Dank für Ihre Frage, die uns ein von Herzen kommendes „Leider nicht!“ entlockt hat. Nach unseren Erfahrungen als Romanautoren und als Seminarleiterinnen haben wir festgestellt, dass für jede AutorIn etwas anderes DER Masterplan zum eigenen Roman ist.
Man unterscheidet ganz grob Plotter und Pantser. Plotter, das sind die Autorinnen, die ihren Plot outlinen, also: durchplanen und dann erst losschreiben – wie z.B. Suzanne Collins bei „Die Tribute von Panem“. Die anderen bleiben geduldig auf ihren Pants, also den Hosen, sitzen wie Stephen King. Sie schreiben sich einmal durch die Geschichte, die dann erst in einem ausführlichen Überarbeitungsprozess ihre endgültige Form bekommt. Dann gibt es noch Bojenschreiber: Sie schreiben erst alle Szenen, die ihnen am Herzen liegen, das sind dann die Bojen, und danach verbinden sie dann die Geschichte mit all den Szenen, die noch fehlen.
Aber ganz generell kann man sagen, dass es für Anfänger sinnvoll ist, zu planen, das heißt, sich mit Plot und Dramaturgie zu befassen, also mit den Meilensteinen, die einen Plot voranbringen. Die wichtigsten sind: Das auslösende Ereignis, der erste und zweite Wendepunkt, der Midpoint und am Ende die Climax.
Und selbst wenn sich diese Meilensteine beim Schreiben verändern, ist es trotzdem sehr hilfreich, vorher darüber nachzudenken. Oft ist man verblüfft, wo einen das hinführt und welche weiteren Ideen sich dadurch ergeben! Versuchen Sie also am besten verschiedene Methoden aus – googeln Sie doch mal nach der „Schneeflockenmethode“ oder der „Schreib-Matrix“ – und entscheiden Sie sich für die, mit der Sie am weitesten kommen – vielleicht ist es auch eine vollkommen neue und andere Chaosmethode, die nur zu Ihnen passt! Wir würden uns freuen, wenn Sie uns berichten, was Ihnen wirklich geholfen hat. Vielen Dank!
Heute haben wir gleich mehrere Buchtipps:
Sehr lesenswert für Pantser – aber auch für jeden anderen Autor, denn das Buch unterscheidet sich erfrischend von vielen anderen, immer gleichen Ratgebern: Story Trumps Structure von Steven James, Ohio 2014
Für Plotter gibt es viele Bücher, aktuell und aufs wesentliche reduziert: Take off your pants von Libbie Hawker, San Juan County, 2015
Und für begeisterte Strukturalisten empfehlen wir: Story Engineering von Larry Brooks, Cincinnati, 2011
Wer beim Planen oder Schreiben nicht weiterkommt, darf uns gerne kontaktieren – wir werden Ihre Probleme stellvertretend vorstellen und knackige Sofort-Hilfe-Tipps geben (wenn möglich mit Buchempfehlungen zum Vertiefen des Themas). Fragen bitte schicken an: schreib@münchner-schreibakademie.de